Du oder Sie im Büro?
Du oder Sie im Büro? In kreativen Branchen und in der Start-up-Szene ist das Du heute gang und gäbe. In einigen Bereichen bleibt man jedoch eher bei förmlichen Sie, um Grenzen deutlich zu machen. Man muss nicht zwangsläufig eine Bewegung mitmachen, die eigentlich nicht zum eigenen Produkt oder zur Firmenphilosophie passt. Auch legen die meisten Menschen Wert darauf gefragt zu werden, wie sie im Büro angesprochen werden wollen.
Eine Antwort
Nein: ein „standesgemäßer“ Umgang war tatsächlich die Intention des Adolph Knigge. Auch wenn die Wikipedia ihn als „Aufklärer“ feiert und er zeitweise dem Illuminatenorden angehörte, so war er doch der Geisteshaltung des Biedermeier verhaftet, einer rückwärtsgewandten Ideologie des Vormärz, in der alles noch seine „alte Ordnung“ hatte: der Adel, das Bürgertum, der Bauernstand, in der Grenzüberschreitungen zwischen den Ständen – und zwischen den Geschlechtern – verboten waren und hart sanktioniert wurden. Vielleicht kann man etwas gegen plumben Populismus von ihm lernen: „Man wähle nicht vorzüglich den Umgang mit Leuten von gemeiner Erziehung, um etwa in diesen Cirkeln mehr geehrt, mehr geschmeichelt zu werden, und glaube nicht, daß man populär und natürlich sey, wenn man die Sitten des Pöbels nachahmt!“ Aber reichlich abgeschmackt wird es, wenn er warnt: „Man hüte sich aber vor grenzenloser Vertraulichkeit gegen solche Menschen, die keine feine Erziehung haben! Sie misbrauchen leicht unsre Gutwilligkeit, fordern immer mehr, und werden unbescheiden. Man gebe Jedem, so viel er zu ertragen vermag!“ In seinem Werk kann jede*r etwas finden, was gerade so passt. Dafür hat er seine politischen Hemden ud Fahnen gerade oft genug gewechselt, vom Freimaurer zum Verschwörungstheoretiker. Gute Manieren machen auch heute noch Sinn. Aber sie haben mit dem „ollen Knigge“ nichts mehr zu tun. Lassen wir Knigge da, wo er hingehört: im Bücherregal der verstaubten Zöpfe. Kümmern wir uns um gutes Benehmen in einer modernen Gesellschaft.