Stets zu Diensten
Der Butler zwischen Beruf und Berufung
Dienen bei Michael Jackson oder im Buckingham Palace: Wo ist da die Schnittmenge? Was eine Butlerin oder einen Butler beruflich erwartet, hängt wesentlich vom Arbeitgeber ab.
Das können Millionäre, Models und Monarchen ebenso sein wie Prominente, Produzenten oder Popstars. In Königshäusern weht ein anderer Wind als im Showbusiness – obwohl Butlerinnen und Butler in ersteren nicht unbedingt besser bezahlt werden.
Sie erlernen einen hochkomplexen Beruf voller verantwortungsvoller Tätigkeiten. Dabei gilt es, die Eigenheiten des Auftraggebers zu erkennen, Aufgaben selbst zu erfassen und zu managen.
Das erfordert vorausschauendes und einfühlendes Handeln, einen guten Blick für Prioritäten, aber ebenso für Details. Verschwiegenheit ist selbstverständlich, Fingerspitzengefühl ebenso. Und das in einer perfekten Kombination aus Wertschätzung, Umgang und Achtung vor- und miteinander. Heute geht es nicht mehr so steif zu wie bei „Miss Sophie“, das altehrwürdige Butlerimage nach dem Vorbild „James“ pflegen allenfalls noch Königshäuser.
Sie sind Butlerin oder Butler: Vom formvollendeten Empfang von Gästen, Dekorieren und Servieren bis hin zu Haus- und Veranstaltungstechnik, Haustierpflege, Dolmetschen und Chauffieren beherrschen Sie alle wichtigen Lebensbereiche.
Häufig dominieren inzwischen technische und organisatorische Aufgaben. Butlerinnen werden auch gerne zur Kinderbetreuung oder als Begleiterinnen der Dame des Hauses angestellt, wenn diese aus kulturellen Gründen nicht alleine ausgehen darf.
Auch sportliche Leidenschaften wie Golfen, Pferderennen, Segeln oder die Pflege von – mitunter exotischen – Haustieren sollten einer Butlerin und einem Butler geläufig sein.
Der Arbeitsalltag ist sehr durchgetaktet, vom morgendlichen Gerätecheck über Materialbeschaffung, Organisation der Speisen, Internetrecherchen, elektronisches Hausmanagement, regelmäßige Kontrollgänge, Erstellen von Excel-Tabellen, Kostenplänen und Organisationsablauf bis hin zum Pflegen des Kaminfeuers.
Alles soll selbstverständlich am liebsten sofort erledigt werden. „Stets zu Diensten“ lautet der Subtext: Butlering ist auch heute nicht nur Beruf, sondern immer auch Berufung.
Ein Beruf mit großer Tradition
Eine kleine Geschichte des Butler-Berufs
Die Geschichte des Butler-Berufs ist ganz klar die Geschichte der Klassenunterschiede. Das ist in E. S. Turners „What the butler saw: Two hundred an fifty years oft he servant problem“ detailliert nachzulesen. Ein britischer Gentleman mit mehr als 2000 Pfund Jahresverdienst betrog im 18. Jahrhundert seine Klasse, wenn er sich nicht ein Dutzend Hausangestellte leistete. Ein Dienstmädchen verdiente im Jahr 1750 etwas über ein Pfund pro Jahr, ein Hausdiener etwa zehn Pfund, inklusive Kost und Logis.
Über das Leben der Diener durch die Jahrhunderte ist aus erster Hand nicht viel bekannt. Sie waren weder Schriftsteller noch wären ihre Werke in der Klassengesellschaft gut aufgenommen worden. Eine der wenigen Ausnahmen ist das 1927 vom Afroamerikaner Robert Roberts veröffentlichte „The House Servant’s Directory“– eine Art Leitfaden für Hausmanagement im 19. Jahrhundert.
Vom Kellermeister zum Mayordomus. In England, dem Mutterland des Butler-Berufs, existierte der Butler schon im Mittelalter in vornehmen Häusern. Die Bezeichnung „butler“ benannte ursprünglich den „Kellermeister“. Im mittelalterlichen England lebten Adlige mit ihren Dienstboten eng zusammen, oft schliefen die Diener sogar im gleichen Zimmer wie ihre Herrschaft. Ab dem 17. Jahrhundert änderte sich das: Die englische Aristokratie strebte nach mehr Privatleben. Das „Gesinde“ sollte unsichtbar bleiben, die Lebensbereiche von Herrschaft und Dienern wurden klar getrennt. Vom Erdgeschoss führten einige Stufen „upstairs“ in die Gemächer der Herrschaft, „downstairs“ ging es in das Kellergeschoss, den Lebensbereich
des Personals.
Downstairs war der Butler der Herr.
Das Bürgertum entdeckt den Butler. Mit der Industrialisierung wuchs der Wohlstand, im 19. Jahrhundert imitierte das europäische Bürgertum den luxuriösen Lebensstil der Aristokratie.
Der großbürgerliche Haushalt beschäftigte auch in Deutschland mehrere Dienstboten, vom Knecht bis hin zum Hausdiener oder Butler kamen durchaus an die zwölf Hausangestellte zusammen. Weibliche Aufgabenbereiche waren die Hauswirtschafterin, die Gouvernante, das Kindermädchen, das Stubenmädchen, die Köchin und das Küchenmädchen. Die männlichen Jobs waren klassischerweise der Knecht, der Kutscher oder Chauffeur, der Hauslehrer und der Hausdiener oder Butler. Letzterer war der Kammerdiener des Hausherrn und stand an der Spitze des gesamten Hauspersonals.
Der neue Wohlstand boomt. Mit dem Ersten Weltkrieg fiel der Butler-Beruf in eine große Krise, von der er sich erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erholte. Um den Zweiten Weltkrieg gab es in Großbritannien noch etwas 30.000 Butler, Mitte der 1980er Jahre nur noch wenige hundert. Inzwischen boomt durch die Globalisierung und den entsprechenden Bedarf von Millionären und Milliardären der Butler-Beruf wieder. Allerdings hat sich das Klientel ebenso verändert wie das Berufsbild.
Die Butlerin bereichert den Beruf. Der britische Landadel kann sich heute kaum mehr Personal leisten. Die neuen Herrschaften sind Industrielle, Stars, aber auch wohlhabende, häufig alleinstehende Menschen, die erstklassigen Service im Haushaltsmanagement anfragen. Butlerinnen und Butler sind auf Zeit oder in Festanstellung beschäftigt. Die Butlerin wird inzwischen ebenso häufig angefragt wie ihr männlicher Kollege.
Der Butler in der Literatur
“Once upon a day an old butler called Eldon lay dying in his room …“ So beginnt einer der größten Romane der Weltliteratur, „Der Butler“, veröffentlicht 1945 von Henry Green. Laut Guardian handelt es sich um einen der eintausend Romane, die jeder gelesen haben muss.
Der wohl berühmteste Butler in den Köpfen der Menschen ist Freddie Frinton als Butler James im britischen Sketch „Dinner for one“: Brilliant verkörpert er das Butler-Klischee vom ernsthaften, in seiner Schrulligkeit komischen, seiner Herrschaft in allen Dingen des Lebens ergebenen Butlers. Doch in Literatur und Film gibt es weit mehr Spielarten.
Der komische Butler hat Tradition. Schon im 16. und 17. Jahrhundert belustigten die „Zanni“ der italienischen Commedia dell’arte die Unterschicht. Dabei gab es den schlauen und den dummen Diener. Im 18. Jahrhundert eroberte die „comédie italienne“ sogar den Hof Ludwigs XIV. Die offene Kritik an den adeligen Herrschaften führte jedoch zum Verbot der populären Kunstform. Hiermit verschwand der Diener als Hauptperson für lange Zeit von der Bühne. Erst im 20. Jahrhundert brachte Hugo von Hofmannsthal mit dem Lustspiel „Der Unbestechliche“ den Butler wieder in der Hauptrolle als erfolgreichen Strippenzieher auf die Bühne.
„Rem acu tetigisti“. Der britische Journalist und Romancier Sebastian Faulks erwähnt in der Einleitung zu Henry Greens Roman „Der Butler“ den heiteren Unterton, der bei der Nennung eines alten Butlers mitschwinge: Er gelte als humoristischer Prototyp von Farcen, Sketchen oder humoristischen Postkarten.
Dieses Image bedient auch der von der Queen glühend verehrte und 1975 zum Sir geadelte britische Humorist P. G. Wodehouse. In köstlichen Dialogen entführt der treue und
ebenso eigenmächtige Butler Reginald Jeeves seine Leser in die snobistische Welt der britischen Aristokratie. Für Freunde der britischen Gesellschaftskomödie ein absolutes Muss. „Rem acu tetigisti“: Jeeves trifft in gestochener Rhetorik den Nagel auf den Kopf.
„Der Mörder war nämlich der Butler“. Reinhard Meys Song „Der Mörder ist immer der Gärtner“ bringt in der letzten Strophe satirisch auf den Punkt, was Agatha Christie und Edgar Wallace im Kriminalroman schon gezeigt hatten: Der Butler handelt als undurchschaubarer Protagonist, in der Verfilmung des „schwarzen Abtes“ von 1963 sogar als Mörder. Die unsichtbare Omnipräsenz, vom Leser ebenso wenig bemerkt wie von der Herrschaft, drängt den Butler als stillen Mitwisser in eine zwielichtige, aber auch spannende Rolle.
Der Butler als Opfer. Zeitgenössische Romane wie “Die Entführung des Großfürsten“ von Boris Akunin oder „Was vom Tage übrig blieb“ von Kazuo Ishiguro beleuchten die Geschehnisse aus der Sicht des Butlers. Akunins Butler Afanasii Stepanowitsch, stolzer Kotelettenträger alter Schule, erzählt die Geschichte von der Entführung des vierjährigen Großfürsten und dem Verfall der russischen Aristokratie aus der Ich-Perspektive, ebenso wie Ishiguros Butler Stevens. Stevens hingegen zeichnet ein kritisches Portrait des Butlers,
der sich komplett dem Dienstherrn unterordnet und darüber sich selbst vergisst.
Upstairs und Downstairs im Film. 1993 kam die Verfilmung von Kazuo Ishiguros „Was vom Tage übrig blieb“ in die Kinos, großartig besetzt mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen. Detailreich und langsam erzählt Stevens von seinem Dienst als Butler, vom Upstairs und Downstairs und der verpassten Liebe seines Lebens. 2013 erlebt der Zuschauer das Thema aus der Sicht des Afroamerikaners Cecil Gaines. „Sie hören nichts, Sie sehen nichts, Sie dienen nur“: Diese und ähnliche Worte sind ständige Begleiter Gaines‘ auf seinem Weg, der ihn tatsächlich von 1957 bis 1986 bis ins Weiße Haus führt. Doch zu welchem Preis?
In unserem Blog geben wir Ihnen einige Lese-Tipps zum Thema „Butler in der Literatur„, von Mary Roberts Rinehart über Boris Akunin bis zu Kazuo Ishiguro. Wie schreibt unser Autor Michael Kausch: „Butler in der Literatur sind die stets Unbegriffenen … Zur Hauptrolle haben sie es erst geschafft, als die Helden ausgedient hatten. Das ist das Butlerlos.“
Ein Beruf mit Perspektiven
Fakten zum Beruf des Butlers
Im Februar 2019 suchte Queen Elisabeth II einen Butler-Azubi. Das monatliche Gehalt betrug umgerechnet 1.900 Euro, so war in entsprechenden Jobbörsen nachzulesen. Der Verdienst klingt nicht gerade großzügig, aber der Job bietet ja mehr: Kost und Logis im Buckingham Palace, eine königliche Ausbildung in Höflichkeit, Bewirtung und Protokoll, sowie ein exquisites Etikett im Lebenslauf.
Vielseitigkeit ist die Basis für den Butler-Beruf. Häufig veredeln Servicemitarbeiter aus der gehobenen Gastronomie und Hotellerie ihre Kenntnisse mit einer Butler-Ausbildung. Aber auch Ausbildungen in völlig anderen Berufen, etwa im Veranstaltungsmanagement oder in der Reisebranche können eine gute Grundlage für den Butler-Beruf sein. An renommierten europäischen Butler-Schulen investieren Absolventen für die Ausbildung zwischen 6.000 und 15.000 Euro in vier bis zwölf Wochen. Der Einsatz lohnt sich, denn Butler-Personal ist sehr gesucht, eine Butler-Ausbildung bietet weltweite Einsatzmöglichkeiten in hochkarätigen Hotels und Haushalten.
Fürstliche Trinkgelder sind keine Seltenheit. Das Butlergehalt hängt von den Fähigkeiten ab. „Es gibt keine Standards in diesem Beruf“, weiß Harry Hömpler, langjähriger Butler, Butler-Ausbilder, -Vermittler und Dozent bei BCM. „Wer Kenntnisse aus dem Management mitbringt, Personal führen kann und Hotelhintergrund hat, wird natürlich besser bezahlt als jemand, der Verkäufer gelernt hat.“ Ein Hotel Butler verdient
in Deutschland mit etwa 4.000 Euro Monatsgehalt mehr als ein Kellner, eine Butlerin im Privathaushalt zwischen 5.000 und 6.000 Euro. In der Schweiz kommt ein Hotel-Butler, der mehrere Gäste-Suiten bedient, durchaus auf 5.500 Franken Gehalt plus gutes Trinkgeld. Auf Fünfsterneniveau sind Trinkgelder von 500 Euro und mehr keine Seltenheit. In arabischen Ländern oder auch in den USA können Monatsgehälter zwischen 6.000 und 8.000 Dollar erzielt werden.
Butlerinnen und Butler sind sehr gefragt. Während im letzten Jahrhundert weibliches Dienstpersonal in erster Linie in typisch weiblichen Beschäftigungen tätig war, haben Frauen heute die gleichen Chancen auf eine Butler-Anstellung wie Männer. Speziell in den Emiraten sind weibliche Butler in der Regel für die Dame des Hauses zuständig. Die Beschäftigungstendenz im Butler-Beruf ist steigend, der Beruf offenbar krisensicher. Die Berufsbezeichnungen im Anstellungsvertrag lauten: Haus-Manager/in, Familien-Manager/in, Hauswirtschaftsleiter/in, Persönliche/r Assistent/in oder Facility-Manager/in.
Die Arbeitszeiten: allzeit bereit. Die Arbeitszeiten hängen ganz vom Wirkungsort ab und sind im Arbeitsvertrag geregelt. Ein Hotel-Butler arbeitet in der Früh-, Spät- oder Nachtschicht meist neun Stunden pro Schicht. In privaten Haushalten hängt die Arbeitszeit ganz vom Auftraggeber ab. Es gibt Kurzzeit-Jobs für zwei oder drei Tage ebenso wie mehrwöchige Schiffsreisen oder langjährige Anstellungen. Für den Butler eines Managers gelten andere Arbeitszeiten als für den eines Popstars. Hier ist große Flexibilität unabdingbar. Der Lohn dafür ist nicht nur das Gehalt, sondern darüber hinaus das exklusive Umfeld, je nach Vertrag freie Kost und Logis oder Reisetätigkeit sowie Anerkennung und die Freude, für einen besonderen Menschen das Leben zu lenken. In unserem Blog finden Sie weitere Informationen zum Gehalt von Butlern.